Vintage-Möbel – vorrangig aus den 50er- und 60er-Jahren – stehen aktuell hoch im Kurs, auch bei mir. Nicht zuletzt, weil ich ein Haus aus dem Jahr 1949 bewohne und es immer mein Ziel war, es authentisch einzurichten, wenn auch nur akzentweise. Meine 79-jährige Nachbarin – ebenfalls sehr architekturinteressiert und ein Händchen für schöne Einrichtung – kann meine Vorliebe für Möbel aus dieser Epoche übrigens so gar nicht nachvollziehen, aber es geht ihr hier wahrscheinlich genauso wie mir mit Möbeln aus den 80er-Jahren. Der Blickwinkel ist einfach ein komplett anderer, weil sie mit diesen Möbeln ebenfalls groß geworden ist.
Mein besonderes Interesse haben ja in letzter Zeit vor allem die SW-Möbel geweckt und mittlerweile bin ich auch stolze Besitzerin von zwei solchen Schönheiten aus den 50er-Jahren. SW steht übrigens für Soziale Wohnkultur. SW-Möbel wurden ab 1954 produziert und ermöglichten es, sich kostengünstig aber trotzdem modern einzurichten. Die Entwürfe für die Möbel stammten von namhaften österreichischen Architekten wie Franz Schuster oder Roland Rainer. Im Internet findet man leider relativ wenig tiefgründige Informationen über diese Möbel-Ära, allerdings habe ich bei meinen Recherchen herausgefunden, dass es 2006 im Bezirksmuseum Josefstadt eine Ausstellung über die SW-Möbel gab. Nach Kontaktaufnahme mit der Leiterin des Museums durfte ich vergangenen Mittwoch im Ausstellungsarchiv stöbern und unter anderem sogar einen original SW-Katalog aus dem Jahr 1954 durchblättern.
Am Nachmittag des selben Tages bin ich dem Thema treu geblieben und habe einem Geschäft einen Besuch abgestattet, das ich bis jetzt nur von Instagram kannte. DIE WOHNUNG befindet sich ganz in der Nähe der Mariahilfer Straße und zwar in den Liniengasse 15. Das Eckgeschäft sticht mit seiner schwarzen Fassade und dem messingfarbenen Eingangsportal sofort ins Auge.
Gründerin und Geschäftsführerin Vanessa hat ursprünglich Theater-, Film- und Medienwissenschaft studiert, aber es war immer ihr Traum, ein Geschäft wie dieses zu gründen. Und als sich dann das passende Geschäftslokal anbot, hat sie nicht lange gezögert und ihren Traum – damals noch gemeinsam mit ihrer Geschäftspartnerin Daniela – wahr gemacht.
Was in den rund 120 vergangenen Jahren verschiedene Produktionsstätten und Geschäfte beherbergte, ist heute Verkaufsfläche für Vintage-Schätze vorrangig aus den 50er- und 60er-Jahren. Aber auch mittlerweile zeitlose Stücke aus den 70er-Jahren gehören zu Vanessa’s Sortiment.
Der Shop mit seinen außergewöhnlichen Fenstern und der Galerie versprüht echtes Loft-Flair. Eine knarrende Holztreppe (bei knarrenden Holztreppen fühle ich mich immer gleich wie zuhause) führt hinauf in die zweite Ebene und man kann von dort aus die Vielfalt an Möbeln und Wohnaccessoires im Erdgeschoß bestens überblicken.
Vom Halabala-Sessel über den Thonet-Stuhl bis hin zum Teak-Sideboard und -Sekretär – der Name “DIE WOHNUNG” ist hier Programm und einrichten könnte man sich hier täglich neu. Auch allerlei allerliebsten Kleinkram aka Accessoires aus vergangenen Tagen findet man hier schönstens arrangiert.
Neben meiner Schwäche für alte Holztreppen, “leide” ich auch an einem sehr ausgeprägten Faible für Messingspiegel aus meiner Lieblingsepoche und auch solche gibt es hier ein paar ausgesprochen hübsche Exemplare. Ach ja, und meine Lampen-Schwäche wäre da ja auch noch, die sich beim Anblick dieser einzigartigen Stehlampe, die an ein UFO erinnert, wieder bemerkbar macht und meinen Herzschlag beschleunigt… Bevor ich hier jetzt aber zu melodramatisch werde, lass ich lieber Bilder sprechen und lege euch ans Herz, DIE WOHNUNG einfach einmal selbst zu besuchen.
Alle wichtigen Infos und aktuelle Schmankerl aus Vanessa’s Sortiment findet ihr auf der Website oder auf ihrem Instagram-Account.