Gefühlt ist er ja noch nicht wirklich lange her, unser Bauhaus-Trip, aber wenn ich nachrechne wird mir bewusst, dass bereits 3,5 Monate vergangen sind, seit wir in den Flieger nach Leipzig gestiegen sind! Zweimal hatte ich diesen Beitrag ja auf Instagram schon angekündigt und dann kam doch immer wieder etwas dazwischen. (Mit Kindern täglich ungefähr 25 Mal…) Aber diese kleine Reise war so unglaublich schön und interessant, dass ich diesen Reisebericht unbedingt noch verfassen wollte. Und jetzt ist er endlich ganz nach oben gerutscht auf meiner endlos langen To-Do-Liste! Amen.
Tag 1
Am 17. Oktober vorigen Jahres bin ich – mit Josefina und meiner Mama (als Babysittern) im Schlepptau – von Wien nach Leipzig geflogen. Von Leipzig sind wir dann mit dem Zug bis Jena gefahren und dort haben wir uns mit meiner Schwester und meinem Schwager, die mit dem Auto aus der Schweiz gekommen sind, getroffen.
Diese Reise hatte ich schon Wochen, wenn nicht sogar Monate im Voraus penibelst durchgeplant, habe sämtliche Bücher und Fernsehbeiträge zum Thema Bauhaus verschlungen und ich hatte hohe Erwartungen. Ich denke, es ist keinem Architektur-Begeisterten (für alle anderen: Bauhaus ist kein Baumarkt! ;)) entgangen, dass das Jahr 2019 das Jahr war, in dem das Bauhaus sein 100-jähriges Jubiläum gefeiert hat und durch die große Präsenz dieses Themas, hat es auch mich zur Wiege des Bauhauses gezogen.
Haus Auerbach
In Jena stand gleich mein persönliches Highlight auf dem Programm, nämlich das Haus Auerbach. Gelegen in einer wunderschönen Gegend und umzingelt von gründerzeitlichen Villen, sticht es trotz seines Alters heraus. Schlicht und schnörkellos, typisch Bauhaus eben. Das Besondere an diesem Stück Bauhaus ist, dass es sich um nichts Museales handelt, sondern um ein gelebtes und bewohntes Stück Bauhaus.
Das Haus Auerbach war das erste private Wohnhaus, das Walter Gropius (gemeinsam mit Adolf Meyer) entworfen hatte. Errichtet im Jahr 1924 für das jüdische Ehepaar Auerbach, 1994 gekauft von und authentisch und denkmalgerecht instand gesetzt durch die Kunsthistorikerin Dr. Barbara Happe und ihren Ehemann Prof. Dr. Martin S. Fischer.
Sogar das Farbkonzept im Innenbereich gemäß dem Entwurf von Alfred Arndt – bestehend aus 37 verschiedenen Pastelltönen – wurde originalgetreu wiederhergestellt und sorgt im Inneren für den unverwechselbaren Charakter dieses Hauses.
Das Besondere an dieser Besichtigung war, dass man hier auch deutlich sehen konnte, wie Bauhausarchitektur „funktioniert“. Ihr wird ja oft nachgesagt, dass sie eigentlich unbewohnbar war. Das Haus Auerbach beweist das Gegenteil und zeigt außerdem, dass sie auch fast 100 Jahre später noch wunderbar bewohnbar ist.
Meine Schwäche für alte Holztreppen ist ja bekannt und auch im Haus Auerbach bin ich beim Anblick dieses umwerfenden Exemplars ins Schwärmen geraten – schon alleine aufgrund der Farbgebung! Im Obergeschoß taucht man dann wieder in eine neue Farbwelt ein und keine Tür blieb für uns verschlossen. Sogar ins Schlafzimmer durften wir einen Blick werfen.
Dem Ehepaar Happe-Fischer ist es gelungen, einem bedeutsamen Stück Bauhaus-Geschichte neues Leben einzuhauchen. Gleichzeitig spürt man den Geist des Bauhauses aber noch ganz deutlich in jedem Raum. Und auch wenn die unzähligen Details bewahrt und rekonstruiert wurden, ist es den beiden zusätzlich gelungen, dem Haus auch ihren eigenen Stempel aufzudrücken.
Wer noch mehr über das Haus Auerbach nachlesen möchte, schaut am besten auf die Website. Ein Besuch des Hauses ist nach Absprache möglich.
Nur einen kurzen Fußmarsch entfernt befindet sich übrigens auch das Haus Zuckerkandl (ebenfalls ein Werk von Walter Gropius), das wir selbstverständlich auch noch von außen bewundert haben.
Design Apartments Weimar & Design We.Love
Nach diesem perfekten Einstieg in die Bauhaus-Welt, ging es für uns mit dem Auto direkt weiter nach Weimar und dort haben wir zuerst einmal unsere Bleibe bezogen. Ich hatte für die drei Nächte eine Wohnung der Design Apartments Weimar gebucht. Mark, der Vermieter, betreibt auch den Shop Design We.Love, der sich gleich neben unserer Wohnung befand. Designaffine Menschen wie ich, sollten sich dort wirklich gut im Griff haben! ;)
Die Wohnung befindet sich direkt in der Altstadt und diese Tatsache war natürlich super! Somit konnten wir auch abends noch kurze Altstadt-Erkundungstouren mit Josefina im Buggy machen oder uns auch nur schnell etwas zu essen besorgen.
Da Mark, der Vermieter, eben auch diesen Shop betreibt, nutzt er die Wohnung gleichzeitig als Schauraum für die Möbel und Accessoires, die er dort verkauft. Somit war unsere Unterkunft noch das Tüpfelchen auf dem i unserer Reise, die ganz im Zeichen von Ästhetik stand. Trend-Objekte, Designklassiker und Vintage – von allem etwas und feinstens aufeinander abgestimmt, ergaben eine Wohnzeitschriften-taugliche und überaus gemütliche Ferienwohnung.
Weimar, Nietzsche-Archiv
Weimar selbst ist wirklich unbeschreiblich schön. Hier reiht sich ein atemberaubend schöner Altbau an den nächsten und Schnappatmung war bei mir somit vorprogrammiert. Unser erster Streifzug führte uns unter anderem zum Nietzsche-Archiv, eine Villa aus der Gründerzeit mit Jugendstilinterieur. Außerdem wollte ich unbedingt dieses entzückende Haus finden, das einmal das Cover einer Ausgabe von “Schöner Wohnen” geziert hat. Und ich habe es auch gefunden!
Tag 2
Bauhaus-Museum Weimar
Für Freitag, den 2. Tag unserer Reise, hatte ich schon ca. 2 Wochen vorher online Zeitfenster-Tickets für 10 Uhr für das Bauhaus-Museum in Weimar gekauft. Ich wusste, dass der Andrang im Jubiläumsjahr bei sämtlichen Bauhaus-Pilgerstätten teilweise enorm ist. Somit hatte ich bereits für viele Programmpunkte die Tickets im Reisegepäck. Entscheidender Nachteil daran ist natürlich, dass man mit Zeitfenster-Tickets sehr unflexibel ist. Aber in den meisten Fällen waren wir froh, uns nicht ewig anstellen zu müssen bzw. überhaupt hineinzukommen.
Das neue Bauhaus-Museum in Weimar ist ein moderner Bau in Form eines Kubuses mit 5 Ebenen, der anlässlich des Bauhaus-Jubiläums errichtet und im April 2019 eröffnet wurde. Es beherbergt Schätze der weltweit ältesten Bauhaus-Sammlung.
Beim Streifzug durch das Gebäude wird einem schnell wieder bewusst, dass das Bauhaus wirklich viel mehr als nur Architektur war und ist, auch wenn sich die Architektur heute immer in den Vordergrund drängt, wenn man an das Bauhaus denkt.
Wie bei den meisten Museen hätte ich auch hier viel mehr Zeit verbringen können, als wir hatten. Und mindestens noch einmal so viel Zeit im Museumsshop. In Museumsshops werde ich nämlich immer ziemlich leicht schwach, vor allem bei der Auswahl an Büchern zum Thema! Gott sei Dank war der Platz im Koffer begrenzt und der Inhalt meiner Geldbörse ebenso…
Haus am Horn
Nach einem Spaziergang zurück in unser Quartier und Josefina’s Mittagsschläfchen, stand für 15 Uhr schon wieder der nächste Programmpunkt an. Das Haus am Horn ist ein Musterhaus, das anlässlich der ersten Bauhaus-Ausstellung im Jahr 1923 errichtet wurde. Hier präsentierten die Meister und Schüler des Bauhauses erstmals, wie sie sich zeitgemäßes Bauen und Wohnen vorstellten.
Das Haus am Horn ist übrigens das einzige fertiggestellte Bauhaus-Gebäude in Weimar und liegt über dem Goethe-Park. Es sticht, wie auch das Haus Auerbach in Jena, aus seiner Nachbarschaft mit ihren reich verzierten Fassaden heraus. Hier erwies es sich wieder als großer Vorteil, dass wir Zeitfenster-Tickets hatten. Auch wenn es auf den Fotos nicht so ausschaut (ich kann seeeehr geduldig sein, wenn es darum geht, ein Foto ohne Menschen drauf zu bekommen) – man wurde teilweise durch die Räume geschoben.
Unser Weg zurück führte uns wieder durch den Goethe-Park, goldene Herbstblätter in rauen Mengen und dunkle Gewitterwolken inklusive! Die Lichtstimmung war einmalig! Einen kurzen Abstecher haben wir natürlich auch zu Goethe’s Gartenhaus gemacht.
Bauhaus-Universität
Die dunklen Wolken haben gehalten, was sie versprochen haben und es hat auf dem Rückweg ordentlich zu schütten begonnen. Zuflucht haben wir ganz planmäßig in der Bauhaus-Universität gesucht. Die Bauhaus-Universität ist ein beeindruckendes Gebäude von Henry van de Velde (das Hauptgebäude wurde von 1904 – 1911 errichtet) und war die ursprüngliche Wirkungs- und Bildungsstätte des Bauhauses, bevor es 1926 nach Dessau übersiedelt ist.
Da das Gebäude nach wie vor als Universität fungiert, kann man die öffentlichen Bereiche jederzeit – auch ohne Eintritt bezahlen zu müssen – besichtigen. Bereiche, wie zum Beispiel das Arbeitszimmer von Gropius, bekommt man aber nur mit einer Führung zu sehen. Darauf haben wir allerdings (leider) verzichtet und somit mussten wir uns mit den öffentlichen Bereichen zufrieden geben.
Gleich im Foyer findet man eine beeindruckende freischwingende Jugendstiltreppe vor und in den seitlichen Stiegenaufgängen kann man die drei bekannten rekonstruierten Wandmalereien von Oskar Schlemmer bewundern.
Tag 3
Bauhaus Dessau
Am Samstag ging es dann gleich in der Früh mit dem Auto nach Dessau, denn ich wollte es auch machen, DAS Bauhaus-Foto schlechthin. Et voilà – hier ist es, das Bauhaus-Gebäude in Dessau:
Nachdem das Bauhaus aufgrund von zunehmend rechten politischen Kräften in Weimar stark unter Druck geriet, wurde es 1925 aufgelöst. Es wurde die Verlegung der Schule nach Dessau ermöglicht, wo das Bauhaus in den Jahren 1925 bis 1926 nach Entwürfen von Gropius neu errichtet und 1926 als staatliche Hochschule anerkannt wurde. Aber auch dort währte das Glück nicht lange, denn fünf Jahre später, also 1931, wurde die NSDAP in Dessau die stärkste Fraktion. Die Nationalsozialisten forderten die Streichung sämtlicher Gelder für das Bauhaus und 1932 dann sogar den Abbruch des Gebäudes. Das konnte allerdings verhindert werden.
Das Bauhaus hatte Zeit seines Bestehens mit sehr viel Gegenwind zu kämpfen und das macht es auch aus geschichtlicher Sicht sehr interessant, auch wenn es erwartungsgemäß kein Happy End gab. 1933 wurde die Institution von den Nationalsozialisten endgültig zur Selbstauflösung gezwungen, worauf viele Bauhausmitglieder emigrierten und so zur internationalen Verbreitung der Ideen des Bauhauses beitrugen.
1945 brannte das Gebäude teilweise aus und wurde zuerst nur vereinfacht wieder aufgebaut. Zwischen 1996 und 2006 wurde es dann nach den Originalplänen und Befunden instand gesetzt und restauriert. Das Bauhaus-Gebäude gehört seit 1996 zum Weltkulturerbe der UNESCO. Es ist ein absolut faszinierendes Gebäude, das man wirklich einmal gesehen haben sollte! Ich denke, man wird weltweit nur schwer etwas Vergleichbares finden.
Alleine zum Fotografieren könnte man dort einen ganzen Tag verbringen und man würde immer wieder neue Perspektiven finden, die großartige Fotos ergeben, von innen als auch von außen. Vor allem die Ansicht mit den Balkonen der ehemaligen Studentenwohnungen im Ostflügel – dem sogenannten „Prellerhaus“ – ist einzigartig!
Meisterhäuser
Etwas Märchenhaftes hatten die Meisterhäuser für mich an sich, die sich nur 500 m entfernt vom Bauhaus-Gebäude befinden. Nur die Massen an Menschen haben diesen märchenhaften Eindruck etwas gedämpft… Die drei Doppelhäuser und ein Einzelhaus stehen in einer ruhigen Wohngegend inmitten eines Kiefernwäldchens.
Sie wurden zeitgleich mit dem Bauhaus-Gebäude errichtet, entworfen hatte sie ebenfalls Gropius.
Prominente Mieter waren unter anderem natürlich Walter Gropius selbst, László Moholy-Nagy, Georg Muche, Oskar Schlemmer, Ludwig Mies van der Rohe, Wassily Kandinsky und Paul Klee mit ihren Familien.
Zur Straße hin bestechen die Häuser durch große Glasfronten, hinter denen sich die Alteliers verbargen und die im Inneren für eine großartige Raumatmosphäre sorgen.
Die Häuser waren damals unterschiedlich eingerichtet. Manche waren dem damaligen Zeitgeist angepasst und standen somit nicht im Kontext mit dem äußeren Erscheinungsbild und der Botschaft des Bauhauses. Einzig Moholy-Nagy richtete sein Haus mit Bauhaus-typischen Möbeln ein, die heute großteils Designklassiker sind.
Jedes Haus verfügte über Einbauschränke und moderne Haushaltsgeräte.
Durch die unterschiedliche Gestaltung der Häuser im Inneren, lässt sich auch immer sehr gut darauf schließen, wer es bewohnte. Bestes Beispiel dafür ist das Doppelhaus von Klee und Kandinsky, das eine überaus farbenfrohe Gestaltung aufweist.
Die Meisterhäuser von Gropius und Moholy-Nagy wurden durch einen Bombenangriff im Jahr 1945 vernichtet. Die noch bestehenden Häuser wurden nach 1990 aufwändig restauriert.
Die im Krieg zerstörten Meisterhäuser von Gropius und Moholy-Nagy wurden mittlerweile als Neuinterpretationen der ursprünglichen Architektur wieder aufgebaut.
Kornhaus Dessau
Unser letztes Ziel an diesem Tag war das Kornhaus Dessau. Es steht direkt am Ufer der Elbe und ist heute wie damals ein Restaurant. Der Hunger bei uns war groß, aber die Tische im Kornhaus leider erwartungsgemäß alle belegt. Also bewunderten wir mit leeren Mägen dieses fantastische Gebäude mit seinem runden, gläsernen Wintergarten.
Das Kornhaus wurde 1930 eröffnet. Entworfen hatte es Carl Figer, er war viele Jahre Entwurfszeichner von Walter Gropius. Den Zweiten Weltkrieg überstand das Kornhaus – im Gegensatz zum Bauhaus-Gebäude und zu den Meisterhäusern – völlig unbeschadet.
Auch im Inneren wartet das Kornhaus mit vielen Bauhaus-Details auf: Von der Farbgestaltung über die Leuchten bis hin zu den Handläufen – hier spürt man den Bauhaus-Geist ebenfalls noch ganz deutlich!
Tag 4
Sonntag war der letzte Tag unserer kleinen Reise und and diesem Tag stand ausschließlich Bauhaus-Kontrastprogramm auf unserem Plan. Die breite Masse bringt Weimar wahrscheinlich eher mit Johann Wolfgang Goethe, Friedrich Schiller und Alexander von Humboldt in Verbindung, als mit Bauhaus, somit waren die beiden Programmpunkte für den letzten Tag beinahe Pflicht.
Schiller’s Wohnhaus
Für 10 Uhr hatten wir wieder Zeitfenster-Tickets und zwar für das Wohnhaus von Friedrich Schiller.
1799 bezog Schiller dieses Haus in der heutigen Schiller-Straße mit seiner Familie, 6 Jahre später starb er bereits im Alter von 45 Jahren.
Sein Haus in Weimar, das mir bereits von außen durch seine gegliederte Fassade, die Fensterläden und das schöne Walmdach mit seinen Gauben ins Auge gestochen ist, wurde bereits 1777 errichtet. Schiller ließ später verschiedene Renovierungs- und Umbauarbeiten vornehmen.
Ich hatte mich vorher weder mit Schiller’s noch mit Goethe’s Wohnhaus auseinandergesetzt, ich glaube, ich habe vorab nicht einmal Bilder gesehen. Umso größer war die Überraschung, als ich die Wohnräume von Schiller’s Wohnhaus betrat. Ich war entzückt!! Wenn man die Fotos sieht, wird man verstehen, warum es „entzückt“ einfach am besten trifft.
Farbenfrohe Tapeten, verspielte Muster, Kassettentüren, Stuck und jede Menge Biedermeier-Möbel ergaben das komplette Gegenteil von allem, was wir an den drei Tagen davor gesehen hatten.
Der Zustand ist nicht mehr der originale aus der Zeit, in der Schiller bzw. nach seinem Tod seine Frau mit den vier Kindern das Haus bewohnte, bei den Möbeln handelt es sich aber teilweise um originale Möbel von Schiller und es wurde ein Großteil der Räume authentisch rekonstruiert.
Goethe’s Wohnhaus
Während der Andrang in Schiller’s Wohnhaus am Vormittag noch halbwegs erträglich war, sah die Sache am Nachmittag (wir hatten wieder Zeitfenster-Tickets) in Goethe’s Wohnhaus schon etwas anders aus… Meine Fotografen-Nerven wurde auf alle Fälle ziemlich strapaziert!
Aber auch Goethe’s Wohnhaus war es definitiv wert, sich durch die Räume schieben zu lassen. Zum Haus gehört auch ein wunderschöner Garten mit einem Pavillon, der Goethe’s Mineraliensammlung beherbergt.
Dieses Haus wurde in den Jahren von 1707 bis 1709 erbaut. Goethe lebte hier von 1782 bis zu seinem Tod im Jahre 1832, also insgesamt 50 Jahre.
Der Eindruck des Hauses war sehr feudal, die Anzahl der Räume für mich unüberblickbar, man könnte sich dort ohne weiteres verlaufen.
Im Vorderhaus befinden sich die repräsentativen Wohnräume und die Sammlungszimmer Goethe’s. Im davon abgesetzten zum Garten ausgerichteten Hinterhaus lagen zu Goethes Zeiten die Wirtschaftsräume, Stallungen, Kutschen- und Schlittenremise sowie die privaten Arbeits-, Aufenthalts- und Schlafräume des Dichters und seiner Frau.
Neben Handschriften und Büchern fanden hier auch Goethe’s stetig wachsende Kunst- und naturwissenschaftliche Sammlungen Platz. Zahlreiche originale Stücke sowie Möbel aus seinem Nachlass können noch heute in 18 zugänglichen Räumen besichtigt werden. Höhepunkt ist das in seiner Einrichtung einzigartig überlieferte Arbeitszimmer mit der Privatbibliothek des Dichters.
Goethe’s Wohnhaus war der letzte Programmpunkt auf unserer Reise. Meine Schwester und mein Schwager machten sich danach mit dem Auto wieder auf den Weg in die Schweiz und meine Mama, Josefina und ich fuhren wieder mit dem Zug wieder nach Leipzig auf den Flughafen und flogen am Abend zurück nach Wien.
Diese Reise hat alle meine Erwartungen erfüllt, wenn nicht sogar übertroffen. Zusätzlich ist meine Faszination für Architekturgeschichte noch ein bisschen mehr gewachsen und es war somit sicher nicht meine letzte Reise dieser Art. Ich plane schon einen kleinen Trip nach Prag mit dem Schwerpunkt auf Werke von Adolf Loos. Aber zuerst einmal besichtige ich am 1. März bereits zum dritten Mal die Villa Tugendhat in Brünn.
Allen, die meine Begeisterung für das Thema Architektur und Bauhaus teilen, kann ich einen Trip in die Wiege des Bauhauses nur wärmstens empfehlen! Das Jubiläumsjahr ist zwar vorbei, aber das Bauhaus wird seine Botschaft noch lange weitertragen.
Die Besichtigung all dieser Orte lässt auch erkennen, wie viel Bauhaus in Dingen steckt, die uns heute umgeben, ohne dass uns vielleicht bewusst ist, dass es sich um kein Design und keine Idee der letzten Jahrzehnte handelt. Bauhaus ist heute “moderner” denn je, auch wenn sich in unserer Zeit viel zu viele Dinge mit diesem Begriff schmücken, ohne ihm gerecht zu werden. Außerdem wird auch immer wieder vergessen, dass Bauhaus keine Stilrichtung war und ist, sondern eine Kunstschule, die ihrer Zeit weit voraus war und die ihre Botschaft und ihr Schaffen in die ganze Welt getragen hat. Denn eines steht für mich auch fest: Bauhaus lässt sich nicht neu erfinden.